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Die Zukunft der Billstedter Hauptstraße: Boulevard statt Asphaltschneise

 

Entwurfszeichnung für die Billstedter Hauptstraße (September 2015)

 

Leuchtturmprojekt statt Kleinklein! (Januar 2014)

 

Billstedt und Horn sind seit 2006 im Programm der Aktiven Stadtteilentwicklung. Im Rahmen dieses Beteiligungsverfahrens, das auf eine Aufwertung der beiden Stadtteile zielt, wurde von den Bewohnern relativ schnell die Billstedter Hauptstraße als das größte Problem im Bereich des Billstedter Zentrums identifiziert. Sie ist eine der wichtigsten Visitenkarten des Stadtteils und gibt ein denkbar schlechtes Bild ab.

 

Um Platz für eine substantielle Neugestaltung zu gewinnen, ist es notwendig, die Fahrbahnen für den Autoverkehr von vier auf zwei Fahrspuren zu reduzieren. Um herauszufinden, ob dies praktikabel ist, wurde die Billstedter Hauptstraße zwischen der Straße Am Alten Zoll und der Reclamstraße im Frühjahr 2012 provisorisch durch die Verlagerung der Radwege auf die Fahrbahn verengt. Die Testphase endete ein Jahr später. Im Januar 2014 folgte die Präsentation der Ergebnisse. Zum einen konnte festgestellt werden, dass es trotz der Verengung auf zwei Fahrspuren zu keinen nennenswerten Beeinträchtigungen des Autoverkehrs gekommen war. Des Weiteren hatten sich die auf die Fahrbahn verlegten Radwege als untauglich erwiesen, da sie ständig mit Autos zugeparkt waren. Und schließlich war die ebenerdige Querungsmöglichkeit, die im Rahmen des Rückbaus auf Höhe der Fußgängerbrücke über die Billstedter Hauptstraße geschaffen worden war, von Passanten stark angenommen worden.

 

Um die Umgestaltung der Billstedter Hauptstraße, die ja nicht nur auf den Abschnitt zwischen Am Alten Zoll und Reclamstraße, sondern zumindest auf das Stück vom Schleemer Park bis zum Schiffbeker Weg zielt und perspektivisch auch den Bereich bis zur Washingtonallee einbeziehen muss, voranzutreiben, hat sich die Geschichtswerkstatt Billstedt in der Folgezeit darum bemüht, ein mögliches neues Antlitz der Billstedter Hauptstraße auf der Grundlage eines durchgängigen Rückbaus auf zwei Fahrspuren visualisieren zu lassen. Nachdem zwei Anträge im Verfügungsfonds Billstedt-Horn unter zweifelhaften Umständen gescheitert waren, ließ sich dies nur dank der guten Verkäufe des neuen Buches der Geschichtswerkstatt über die Siedlungen am Schiffbeker Weg realisieren.

 

Trotz des geringen Honorars war der namhafte Architekt Prof. Hans Thalgott, der unter anderem maßgeblich am Entwurf für die aktuell im Bau befindliche Neugestaltung des Lohmühlenparks in St. Georg beteiligt war, bereit, die Arbeiten zu übernehmen. Auf zwei Plänen im Maßstab 1:500 hat er zum einen veranschaulicht, wie viel Platz durch den Rückbau der Straße auf zwei Fahrbahnen für andere Nutzungen gewonnen werden kann und wie sich dieser Raum gestalterisch nutzen lässt. Zur Veranschaulichung einer entsprechenden Neugestaltung hat er zudem fünf Perspektiven gezeichnet, denen Fotos vom aktuellen Zustand gegenübergestellt sind.

 

Wesentliche Punkte des Entwurfes sind: Verlagerung der verbleibenden Fahrspuren auf die Südseite des gegenwärtigen Straßenraums. Anlage einer breiten Promenade vom Schiffbeker Weg bis zum Beginn der Möllner Landstraße mit viel Platz für Außengastronomie und einem mit Bäumen bestandenen Anger als Puffer zur Straße. Schaffung einer lebendigen Piazza an der Abzweigung der Möllner Landstraße von der Billstedter Hauptstraße mit Café und Kinderspielplatz. Abbruch der Fußgängerbrücke und gleichzeitige Einrichtung zahlreicher ebenerdiger Querungsmöglichkeiten. Anlage eines durchgängigen, klar von der Straße getrennten und in beide Richtungen nutzbaren Radwegs auf der Nordseite der Billstedter Hauptstraße vom Schiffbeker Weg bis zum Schleemer Bach. Ausreichend breite Fußwege zu beiden Seiten der Straße. Rückbau der Reclamstraße zwischen Billstedter Hauptstraße und Möllner Landstraße auf zwei Fahrspuren sowie Einrichtung von Kreisverkehren an den Einmündungen Billstedter Hauptstraße und Möllner Landstraße. Abbruch der Klinkstraße im Schleemer Park und Ersetzung durch eine kleine Fußgängerbrücke. Absenkung des Straßendammes der Billstedter Hauptstraße im Tal des Schleemer Bachs und Ausbildung als Staudamm, so dass der Schleemer Bach hier einen See bildet. Anlage einer breiten Verkehrsinsel in diesem Bereich, so dass der Park sich bis zur B5 erstrecken kann. Schaffung einer Sport- und Freizeitfläche am neuen südlichen Ende des Schleemer Parks. Ergänzende Wohnbebauung zur städtebaulichen Konsolidierung an Reclamstraße/Frobeniusweg sowie an der Südseite der Billstedter Hauptstraße westlich des Schleemer Parks. Schaffung von straßenbegleitendem Parkraum, wo immer dies möglich ist. Eine durchgängige zweireihige Baumbepflanzung auf der Nordseite sowie auf einem zu schaffenden Mittelstreifen. Erneuerung sämtlicher Bodenbeläge und Einrichtung einer angemessenen Beleuchtung.

 

Auf der BilleVue am 12./13. September hat die Geschichtswerkstatt Billstedt diesen Entwurf nun erstmals der Öffentlichkeit präsentiert, und die Resonanz war überwältigend. Die Besucher waren sich einig, dass der Stadtteil so endlich ein gut sichtbares Aushängeschild bekommen könnte, das signalisiert, dass die Stadt Hamburg es ernst damit meint, das Image von Billstedt zu verbessern. Man würde eine Lösung finden, die sich nicht nur an den Bedürfnissen der Autofahrer orientiert, sondern auch an denen der Anwohner, der ansässigen Gastronomie, der Fußgänger sowie der Radfahrer. Und schließlich könnte man so ein Umfeld schaffen, das die Billstedter Hauptstraße auch für Gewerbe jenseits der gegenwärtig alles beherrschenden Spielhallen und Wettbüros attraktiv machen würde.

 

Aber nicht nur von den Besuchern des Standes der Geschichtswerkstatt auf der BilleVue wurde dies so gesehen, sondern auch von einem kleinen Kreis von Kommunalpolitikern und engagierten Bewohnern, die sich im Sommer bei zwei Workshops darüber verständigt haben, dass die Umgestaltung der Billstedter Hauptstraße im Fokusraum „Billstedter Zentrum“ oberste Priorität haben sollte und dass dabei vielen Elementen, die im Entwurf der Geschichtswerkstatt veranschaulichten sind, eine zentrale Bedeutung zukommen muss. Der nächste Schritt soll nun sein, dass auch die Bezirksversammlung des Bezirks Hamburg-Mitte einen entsprechenden Entschluss fasst. Dabei werden auch die Ergebnisse einer Befragung Eingang finden, die im Auftrag der Bezirksversammlung auf der BilleVue durchgeführt wurde.