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Kriminalität in Billstedt – alles richtig und (fast) alles falsch!

„Verbrechen auf dem Vormarsch“ – mit diesem Titel berichtete das Wochenblatt in der Ausgabe vom 5. Mai 2023 über die Kriminalitätsentwicklung im Bezirk Hamburg-Mitte sowie in Billstedt im Jahr 2022. Im Folgenden wurde dann ausgeführt, dass gegenüber dem Vorjahr die Anzahl der Delikte im Bezirk von 59.266 auf 71.444 und in Billstedt von 6150 auf 6969 gestiegen ist. Weiter heißt es: „Mit 1018 Anzeigen haben Körperverletzungen in Billstedt zugenommen (Vorjahr 892)…Billstedt nimmt (im Bereich der Gewaltkriminalität) mit 333 Straftaten einen Spitzenplatz ein (308)… Auch gestohlen wird in Billstedt viel: 2803 Fälle gab es im letzten Jahr (2344)…Immer wieder vermeldet die Polizei Wohnungseinbruchdiebstähle. Die stärkste Zunahme verzeichnete Billstedt mit 111 Fällen (83)… In Billstedt wurden 61 Autos gestohlen… Weiter ein Thema sind auch Diebstähle aus dem oder am Kraftfahrzeug: 455 Anzeigen gab es in Billstedt (311).“ Aber ist es wirklich aussagekräftig, die Kriminalitätszahlen mit dem Corona-Jahr 2021 zu vergleichen? Ein ganz anderes Bild zeigt sich nämlich, wenn man die Daten stattdessen beispielsweise mit denen aus dem Jahr 2018 vergleicht, in dem die Geschichtswerkstatt Billstedt letztmalig die Polizeiliche Kriminalitätsstatistik ausgewertet und unter anderem festgestellt hatte, dass sich der positive Trend der Vorjahre fortgesetzt hat und dass die Zahlen aus Billstedt nicht nur deutlich unter dem Hamburger Durchschnitt lagen, sondern auch besser waren als die von Wandsbek und Marienthal. Damals lag die Gesamtzahl der Delikte in Billstedt bei 7442 und damit um 6,7% über dem im Jahr 2022 ermittelten Wert. Gleichfalls rückläufig ist die Zahl bei den Diebstählen (-880/23,9%), den Wohnungseinbrüchen (-123/52,5%), den KFZ-Diebstählen (-16/20,7%) und den Diebstählen an und aus KFZ (-272/37,4%). Was tatsächlich bleibt, sind die Anstiege bei den Körperverletzungen (+144/16,4%) und der Gewaltkriminalität (+65/24,2%). Anzumerken ist hier zum einen, dass die Aufklärungsquote bei den Körperverletzungen weiterhin mit 87,1% ausgesprochen hoch ist. Dies spricht dafür, dass sich in den meisten Fällen Opfer und Täter kannten und somit diese Deliktform weniger die Allgemeinheit, sondern deutlich mehr den sozialen Nahbereich betrifft. Zum anderen könnten diese Zunahmen auch durchaus damit im Zusammenhang stehen, dass die Anzeigebereitschaft in der Bevölkerung zunimmt und sich damit schlicht das im Beitrag angesprochene „Hellfeld“ vergrößert. Und schließlich scheint auch hier kein Bezug zur Einwohnerzahl hergestellt worden zu sein, gleichwohl Aussagen, die nur mit absoluten Zahlen operieren („Billstedt nimmt mit 333 Straftaten einen Spitzenplatz ein“) einen sehr eingeschränkten Erkenntniswert haben. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, der hat hier die Möglichkeit dazu.