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Die Schiffbeker Fabriken

Die Jute war bei weitem nicht die einzige Fabrik, die sich in Schiffbek ansiedelte. Bereits 1876 war am Fuße des Spökelbergs von dem 1811 in Hamburg gegründeten Unternehmen Zipperling, Keßler & Co. eine dampfbetriebene Farbholzmühle errichtet worden, die sich später auf die Herstellung von Weißlack und Schellack verlegte. Von anfangs 17 stieg die Zahl der Mitarbeiter bis Ende der 1920er Jahre auf etwa 200. Das Werk bestand bis Ende der 1960er Jahre und wurde dann nach Ahrensburg verlagert, da es dem Bau der Schnellstraße weichen musste.
 Im Jahr 1903 eröffnete das Unternehmen Jencquel & Hayn zwischen Farbholzmühle und Jutefabrik ein Kieselguhrwerk, das allerdings unter keinem guten Stern stand. Nachdem hier in den Vorjahren schon mehrfach der Betrieb geruht hatte, fiel es 1909 einem Großbrand zum Opfer. Die Überreste wurden daraufhin von der Jute übernommen.
Gleichfalls direkt am Ufer der Bille, unmittelbar an der Grenze nach Horn, errichtete in den Jahren 1908/09 das Unternehmen H.C.E. Eggers eine Fabrik für Eisenkonstruktionen. Das Unternehmen war bereits 1865 als Geldschrankfabrik gegründet worden, bot zudem Kunstschmiedearbeiten und Feineisenkonstruktionen an und hatte 1890 zunächst zusätzlich zum Firmensitz am Rödingsmarkt eine Fabrik in Eilbek eröffnet. An dem neuen Standort in Schiffbek wollte man nun auch Konstruktionen für den Eisenhochbau und den Brückenbau fertigen. Unter anderem entstanden hier die Fahrgerüste, Förderkörbe und Torverschlüsse für den alten Elbtunnel und Bauteile für die große Luftschiffhalle des Flughafens Fuhlsbüttel. Die Jahreserzeugnisse beliefen sich vor dem Ersten Weltkrieg auf 10-12.000 t, die Arbeiterzahl betrug 1914 etwa 500. Heutzutage befindet sich das Gelände im Besitz des Unternehmens Thyssen Krupp.
In unmittelbarer Nachbarschaft, gleichfalls am Horner Weg, befanden sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Seilerei und eine Gummifabrik. Nachdem letztere eingegangen war, übernahm im Jahr 1904 das Unternehmen J. Schlickum & Co. die Räumlichkeiten und richtete hier eine Wachs- und Ceresinfabrik ein, die allerdings schon sieben Jahre später an einen anderen Standort verlagert wurde. Während des Ersten Weltkriegs betrieb das Unternehmen Ferdinand Klünder hier dann für einige Jahre eine Nährmittelfabrik, ehe zu Beginn der 1920er Jahre die Margarinefabrik Brehmer & Wagner einzog, die in den folgenden Jahren gleich mehrere Neubauten errichtete und es Ende der 1920er Jahre auf etwa 200 Beschäftigte brachte.
Des weiteren erwarb die chemische Fabrik E.B.U. Jahncke im Jahr 1905 am Öjendorfer Weg eine ehemalige Schweinemästerei, um dort eine Produktionsstätte einzurichten. Bis in die 1950er Jahre hinein wurde hier dann noch eine Konserven- und Marmeladenfabrik betrieben. An der heutigen Legienstraße entwickelte sich die 1871 gegründete Tischlerei Juppenlatz bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts zu einer bedeutenden Möbelfabrik, die es Ende der 1920er Jahre auf 25-30 Mitarbeiter brachte. Im Jahre 1927 richtete das Unternehmen Hudtwalcker & Co. in der 1909 nahe des Bahnhofs von der Meiereigenossenschaft Südstormarn errichteten und schon längere Zeit leerstehenden Molkerei eine Fabrik zur Herstellung von Fetten und Ölen für die Lederindustrie ein. Und schließlich war 1902 am Rothenbrückenweg eine Dampfsägerei eröffnet worden, die Ende der 1920er Jahre 40-50 Beschäftigte zählte und noch heute besteht.