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Öjendorfer Park

 

Als der Öjendorfer Park ab 1958 sein heutiges Gesicht erhielt, konnte er bereits auf ein bewegtes letztes halbes Jahrhundert zurückblicken.

 

Noch Anfang der 1920er Jahre befand sich hier die ursprüngliche Hochmoor-Heidelandschaft, die durch die letzte Eiszeit entstanden war und unter Hamburger Naturfreunden aufgrund des Reichtums an seltenen Tier- und Pflanzenarten sehr geschätzt wurde. Gleichzeitig entdeckten Anhänger der damals in Mode kommenden Freikörperkultur das Areal für sich und erregten bei den Einheimischen Anstoß. Erst nachdem sie ihr Gelände mit einer etwa eineinhalb Meter hohen Mauer aus Gras- und Heidesoden eingefasst hatten, konnten sie ungestört ihrer hüllenlosen Leidenschaft frönen.

 

Doch schon bald war es mit der Idylle vorbei. Die Stadt Hamburg erwarb ein etwa 300 Hektar großes Areal von den bisherigen Besitzern, einigen Öjendorfer Großbauern: Angesichts der absehbaren Fülle des Ohlsdorfer Friedhofs gab es Bedarf an neuen Bestattungsflächen. Bevor das Gelände jedoch für die Friedhofsnutzung hergerichtet wurde, ließ die Stadt hier in großem Stile Sand abtragen. Mit riesigen, über zehn Meter hohen Eimerbaggern wurden bis zu einer Tiefe von zwölf Metern insgesamt acht Millionen Kubikmeter Sand ausgeschürft, der neben dem Bau von Häusern, Straßen und Bahndämmen vor allem für die Aufhöhung der Horner Marsch verwendet wurde. Den Transport dorthin realisierte man mit einer kleinen Feldbahn.

 

Nach Beendigung des Sandabbaus Mitte der 1930er Jahre ließ man die etwa 70 Hektar große Baggerkuhle brach liegen, und schnell nahm die Natur wieder von ihr Besitz. Binnen kurzer Zeit entstand ein Biotop, das aufgrund seiner exotischen Artenvielfalt Hamburger Biologiestudenten anlockte. In der Zeit des Zweiten Weltkrieges erinnerte man sich angesichts der Brennstoffknappheit an den Torf in dem mittlerweile trockengefallenen Moor und baute ihn ab.

 

Nach Kriegsende hinterließen die Engländer hier einiges an nicht mehr benötigtem Kriegsmaterial, aus dem ein örtlicher Schlosser landwirtschaftliche Gerätschaften fertigte. 1950 begann man, Trümmerschutt von der Trümmeraufbereitungsanlage im Thörls Park in die Öjendorfer Baggerkuhle zu transportieren. Hierfür verlegte man erneut Feldbahngleise, die bis 1953 genutzt wurden. Insgesamt schaffte man in den drei Jahren mit bis zu 26 Zügen täglich rund 25 Millionen Tonnen Trümmerschutt nach Öjendorf.

 

1957 versetzte man dann auch die Trümmeraufbereitungsanlage hierher und betrieb sie noch bis 1966. Der Trümmersplitt, der mit ihr gewonnen wurde, fand bis 1964 in der Bauwirtschaft Verwendung und wurde über Jahre mit schweren LKW durch den Stadtteil abgefahren. Insgesamt wurden hier fast 1,3 Millionen Tonnen Trümmerschutt aufbereitet. Das verbleibende Trümmermaterial wurde zur Modellierung der Landschaft um den bereits seit 1954 aufgestauten See verwendet, der heute das Zentrum des Öjendorfer Parks bildet.