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Am Vorabend des Aufstands in Schiffbek

Wie in Hamburg versammelten sich am Vorabend und in der Nacht zum 23. Oktober 1923 auch in und um Schiffbek zahlreiche Kommunisten zur Vorbereitung des Aufstands. Nach dem Bericht Kippenbergers, des militärischen Leiters der Barmbeker Kommunisten, erreichte der Aufstandsbefehl die Schiffbeker Genossen auf folgende Weise: Um von den Bergedorfer Kommunisten ein dort angeblich vorfindliches MG zu leihen, das den zu dieser Zeit geplanten Sturm auf die Wandsbeker Polizeikaserne durch die Barmbeker OD-Trupps unterstützen sollte, sandte Kippenberger einige Kuriere in den Vorort. Doch die Bergedorfer glaubten nicht, dass am anderen Morgen tatsächlich der Aufstand beginnen sollte, jedenfalls verweigerten sie die Herausgabe des MGs, sandten aber später eine Gruppe mit Revolvern bewaffneter Radfahrer zur Verstärkung nach Barmbek. „Auf dem Rückweg machten die Kuriere in Schiffbek … halt und gaben der Parteileitung Nachricht vom dem bevorstehenden Losschlagen am 23. Oktober morgens. Die Schiffbeker wussten ebenfalls nichts von dem geplanten Losschlagen, trafen aber sofort eine Reihe von Maßnahmen, um gleichzeitig mit den anderen Stadtteilen Hamburgs loszuschlagen.“ Folgt man Kippenbergers Darstellung, nach der sich die Aktivitäten erst „in der Nacht“ abspielten, ergeben sich allerdings Schwierigkeiten, zwei Zusammenkünfte der Schiffbeker Kommunisten am Abend des 22. Oktobers, bei denen man sicherlich über den Aufstandstermin informiert war, damit in Einklang zu bringen. Zwischen 19.00 Uhr und 20.00 Uhr versammelten sich in einer Wohnung in Barsbüttel 20 Schiffbeker Kommunisten. Während diese im Wohnzimmer tagten, kamen gleichzeitig in der Küche dieser Wohnung 15 Landarbeiter zusammen, die ebenso wie die Kommunisten vom Stormarner KPD-Unterbezirksleiter Arthur Ludwig zu diesem Termin in das Barsbütteler Haus bestellt worden waren. Der Unterbezirksführer Ludwig selbst war jedoch nicht anwesend. Möglicherweise ist dieser Ludwig identisch mit den von der Staatsanwaltschaft im Urbahns-Prozeß als „Kommissar Ludewick“ bezeichneten KPD-Funktionär, der die vorbereitenden Aufstandsaktionen in Ahrensburg und Bargteheide leitete. Dies würde seine Abwesenheit erklären. Jedenfalls ist davon auszugehen, dass die 20 von ihm zusammengerufenen Kommunisten aus Schiffbek, die wiederholt in die Küche zu den Landarbeitern kamen und sie zur Durchführung des Generalstreiks am nächsten Tag aufforderten, dies in Kenntnis des Aufstandstermins taten. Die Landarbeiter wurden später wegen dieser unter dem Ausnahmezustand gesetzwidrigen, weil unangemeldeten Versammlung angeklagt. Es war ihnen jedoch „nicht genügend nachzuweisen, daß sie den Zusammenhang zwischen der Versammlung und den in Hamburg und Umgebung einsetzenden kommunistischen Unruhen erkannt haben.“

Eine weitere Versammlung fand an diesem Abend im Schiffbeker KPD-Parteilokal bei Wüstenberg in der Möllner Landstraße statt. Im engeren Kreise der Ortsführerschaft wurde hier, wahrscheinlich unter der Leitung des Ortsgruppenvorsitzenden Stanislaus (genannt Anton) Switalla über die am nächsten Tag zu ergreifenden Aufstandsmaßnahmen beraten. Entweder war die örtliche Parteileitung anderweitig über den Aufstandsbeginn informiert oder die Barmbeker Kuriere kamen bereits in den Abendstunden durch Schiffbek.

Dieser 22. Oktober 1923 war der 39. Geburtstag des militärischen Leiters der Schiffbeker OD, Fiete Schulze. Zu den in seiner Wohnung im Rahlstedter Weg Nr.6 versammelten „Geburtstagsgästen“ stießen in der Nacht weitere von „Eingeweihten“ aufgeweckte und zusammengeholte KPD-Mitglieder des Ortes. Rudolf Giffey war damals dabei, als die Unterführer die OD-Trupps zusammenhielten. Er erinnert sich: „Ich war ja seit 1922 in der kommunistischen Jugend und hab‘ dann all diese Leute auch von der Partei so ziemlich gekannt; war auch zufälligerweise mit auf dem Marsch, wie wahrscheinlich schon der Alarm an die Leiter durchgegangen war. Da hat man dann schon diesen OD zusammengefasst und hat damit einen Nachtmarsch gemacht, hier so irgendwo in die Gegend rein, um sie zusammen zu haben. Und da bin ich mitmarschiert. Von da aus, wie sie zurückkamen, sind sie in Fietes Wohnung gegangen. Er hatte nämlich Geburtstag und er hat dann das genommen und hat dann seine Leute zusammengefasst, denn sie durften ja, nachdem das publik wurde, nicht mehr weg, das war klar, das ist ja zur Sicherheit. Mich haben sie, ich war erst 16 Jahre alt, nicht mit in die Wohnung genommen. Man hatte ja genügend Kämpfer, denn es war ja so, die Leute warn alle im Weltkrieg gewesen, was sollten die mit mir anfangen, wo ich noch nie ein Gewehr in der Hand gehabt hatte.“

Als sie in der Wohnung des OD-Leiters angekommen waren, soll Fiete Schulze den Kommunisten eine flammende Rede gehalten haben, des Inhalts, dass der Generalstreik proklamiert sei, was für sie als Signal zum bewaffneten Aufstand zu gelten habe. Wie überall im Reich, dessen derzeitige gestürzt und durch eine neue Regierung der Arbeiter abgelöst werde, müssten auch die Schiffbeker Genossen in ihrer Gemeinde die Macht erobern. Es wurde ein Aktionsausschuss gebildet, dem neben Fiete Schulze als MP-Leiter und Stanislaus Switalla, dem „Urbahns von Schiffbek“, wie ihn eine Zeitung später nannte, als politischer Leiter auch der zweite Vorsitzende der Schiffbeker KPD, der Bäcker Adolf Rembte als „Adjudant“ Switallas und Elfriede Bassing als Beauftragte für Verpflegungsangelegenheiten angehörten. Als weitere Mitglieder des Ausschusses, die sich bei der nun beginnenden Aktion an die Spitze der einzelnen aus 4 bis 10 Mann gebildeten Entwaffnungstrupps setzten, galten dem Gericht später die Arbeiter Wilhelm Krakau, Arnold Wolter und Hermann Werner. Werner, der zu diesem Zeitpunkt wegen irgendwelcher Differenzen der KPD nicht angehörte, war Vertreter der Erwerbslosen von Schiffbek.

Wilma Giffey, die Tochter Fiete Schulzes, erinnert sich noch dieser konspirativen Versammlung. Die kleine Wilma hatte sich schon am Abend über die seltsame Geburtstagsfeier ihres Vaters gewundert. „Spätabends kamen viele seiner Freunde. Ich schaute oft ins Zimmer, aber es war gar nicht wie eine Feierlichkeit; die Freunde sprachen sehr ernst miteinander.“ Am Morgen erlebte Wilma eine weitere Überraschung: „Als ich früh am Morgen aufwachte, hörte ich noch immer das ernste Gespräch der Genossen im Zimmer. Das war doch keine Geburtstagsfeier! Aber was war das dann? Vater kam an mein Bett und sagte: ‚Heute brauchst du nicht in die Schule …!‘ ‚Ferien?‘ fragte ich erstaunt. ‚Ja, es ist eben mitgeteilt, dass Ferien sind, du brauchst nicht in die Schule!‘ Damals begriff ich den Zusammenhang nicht Heute ist mir alles klar…. Vater ließ mich nicht in die Schule gehen, damit ich mich keiner Gefahr aussetzen sollte.“

Wenn auch die Aufstandsvorbereitungen so geheim verliefen, dass, wie ein sozialdemokratischer Augenzeuge die Ereignisse später dem Hamburger Echo berichtete „in Schiffbek am Montagabend noch keinerlei Anzeichen einer kommunistischen Aktion bemerkt wurden“, so erhielten doch einige vertrauenswürdige Nicht-Kommunisten nachbarschaftliche Warnungen, bevor noch das Aufstandsgeschehen offenbar wurde. Frau Blunk erinnert sich: „Das begann jedenfalls so, den Morgen kam unsere Nachbarin rüber und sagte meiner Mutter, dass sie uns nicht in die Schule schicken sollte, da wäre was im Gange. Das waren zwar Kommunisten, aber wir haben kein schlechtes nachbarschaftliches Verhältnis gehabt. Und das hat meine Mutter dann auch gemacht. … Die hatten zwar immer Angst, dass meine Eltern sie irgendwie anzeigen würden, aber ist ja Unsinn. Wenn man Nachbarschaft hat und die uns dann auch noch darauf hinweisen, dass wir lieber nicht auf die Straße gehen sollten.“

Besetzung öffentlicher Gebäude

Nachdem in den frühen Morgenstunden der Trupp Bergedorfer Kommunisten zur Unterstützung der Barmbeker durch Schiffbek gezogen war, begann um 5.00 Uhr auch hier der Aufstand. Die Bewaffnung der Aufständischen war anfänglich sehr beschränkt. Larissa Reissners Darstellung, nach der die Kommunisten den Ort „mit Hilfe eines Karabiners und eines Jagdmessers mit einem Horngriff und stumpfer Klinge“ eroberten, ist allerdings eine dichterische Lizenz. „Wenn auch nicht alle Beteiligten bewaffnet waren, so waren doch in jedem Trupp jetzt schon einzelne Waffen vorhanden“, lautete die spätere Einschätzung des Gerichts. Schiffbek fiel fast völlig widerstandslos in die Hände der Kommunisten. Von „bewaffneten Kämpfen“ oder einem Überrennen oder Überrumpeln einer „mit bewaffneten Sipoleuten vollgepfropften“ Wache kann jedenfalls nicht die Rede sein.

Einer der ersten Vorstöße der Aufständischen führte einen 20köpfigen Entwaffnungstrupp unter der Leitung von Fiete Schulze zum „Zentrum der Macht“, dem Haus Hamburger Straße 98 Ecke Roterbrückenweg, in dem neben der Amts- und Gemeindeverwaltung auch das Polizeiamt residierte. Hier war in den frühen Morgenstunden lediglich der Gemeindediener Schmidt anwesend, der mit seiner Familie im Amtshaus wohnte. Ein Schuss durch die Tür und das Einschlagen zweier Fensterscheiben, mit denen die Aufständischen Einlass begehrten, schreckten den Gemeindediener aus dem Schlaf. Nachdem er den unverhofften Besuch eingelassen hatte, wurde das Gebäude zunächst erfolglos nach Waffen durchsucht und der Gemeindediener festgenommen und ins Spritzenhaus an der Billstraße gesperrt, das auch als Polizeigefängnis fungierte.

Ebenso leicht fiel das evangelische Gemeindehaus und das örtliche Postamt, beide dicht beieinander in der Hamburger Straße gelegen, in die Hände der Kommunisten. Gegen 7.00 Uhr erschienen drei Aufständische beim Oberpostmeister Hennig, erklärten sein Amt für besetzt und befahlen die Aufrechterhaltung des Betriebes. Während der Besetzungsaktion telefonierte der Oberpostmeister heimlich mit der Oberpostdirektion in Hamburg und machte über den Aufstand Mitteilung. Als er auf Weisung aus Hamburg den Schalterbetrieb ruhen ließ, erschienen bald darauf drei Bewaffnete, die ihm drohend die Wiederaufnahme des Betriebs befahlen und zur Bewachung im Postgebäude blieben.

Die Einnahme des Schulgebäudes, in dem sich auch die Lehrerwohnungen befanden und das wegen der dort vermuteten Gewehre der Einwohnerwehr von Interesse für die Kommunisten war, verlief nicht ganz so glatt. Hier erführen die Schiffbeker Aufständischen zum ersten und – sieht man von den späteren Angriffen der Hamburger Orpo ab – einzigen Mal einen, wenn auch recht ungefährlichen, bewaffneten Widerstand durch den ebenfalls dort wohnhaften Schuldiener Eisenblätter. Die Schilderung dieses Geschehens, das zu den an verschiedenen Stellen stets besonders detailliert berichteten bzw. nacherzählten Episoden des Schiffbeker Aufstands gehört, soll in drei Versionen folgen.

Die Schiffbeker Zeitung schrieb am 25. Oktober in ihrem Aufstandsbericht „Zwei Kampftage in Schiffbek“: „Schon in frühester Morgenstunde wurde der hiesige Schuldiener Eisenblätter von einer Gruppe Personen aus dem Schlafe geweckt und als Eisenblätter die Tür nicht gutwillig öffnen wollte, versuchte man die Tür einzutreten, um Eisenblätter zu veranlassen, die Gewehre der Einwohnerwehr herauszugeben. Eisenblätter suchte sich den Eindringlingen dadurch zu erwehren, dass er einige Revolverschüsse abgab, wodurch ein Mann durch die Hand geschossen wurde. Als man Miene machte, das Haus, in dem Eisenblätter wohnte, anzuzünden und deshalb die übrige Bewohnerschaft des Hauses veranlasste, das Haus zu verlassen, teilweise nur unvollständig bekleidet, kam Eisenblätter heraus. Er wurde nun festgenommen und ins Spritzenhaus geschafft.“ Sehr viel schießfreudiger, aber dafür ohne Androhung eines Brandes geht es in der Darstellung der Ereignisse zu, wie sie eine der Urteilsbegründungen im späteren Prozess als Ergebnis der gerichtlichen Nachforschungen gibt: „Zwar warf der über die kriegerischen Absichten im Irrtum gehaltene Rektor den Aufrührern in der Meinung, dass es sich um eine Probe der Einwohnerwehr handele, ohne Widerstreben den Schulschlüssel hinunter. Als dann aber Fritz Schulze mit mehreren anderen auch vor der Privatwohnung des Schuldieners Eisenblätter im Befehlston Einlass für die KPD begehrte und die Türfüllung eingetreten wurde, gab Eisenblätter drei Schüsse auf die Eindringlinge ab, die nun die Treppe hinunterstoben, dabei auch ihrerseits zwei Schüsse auf die Tür abfeuerten und dann vom Schulhof und der Straße aus ein gezieltes Feuer auf die Fenster der Eisenblätterschen Wohnung eröffneten, sobald sich dort jemand blicken ließ. Schließlich wurde ein dem Schuldiener befreundeter Mann namens Dreyer, hinter dessen Rücken Fritz Schulze sich verborgen hielt, vorgeschickt, um Eisenblätter zum Öffnen zu bewegen. Als er dies tat, Sprang plötzlich Fritz Schulze mit vorgehaltenem Revolver hervor und nahm Eisenblätter gefangen mit der Bemerkung, dass schon ganz Hamburg in der Gewalt der Aufständischen sei. Der Schuldiener wurde dann … ins Gefängnis gebracht, wo er später noch von Fritz Schulze mit Erschießen bedroht wurde, falls er nicht den Aufbewahrungsort der Einwohnerwehrschusswaffen angäbe.“

Schließlich gibt es noch die „Schuldiener Szene“ in der eher literarischen Version der Larissa Reissner, die Mut und Jämmerlichkeit ganz anders auf die Protagonisten verteilt: „Und die heilige Intelligenz! Es muß hervorgehoben werden, daß ihr Vertreter im kleinen Schiffbek … gemeinsam mit der Polizei … geschossen hat. Es war kein Professor, - in Schiffbek gibt es keine Professoren! -; kein Lehrer – die Lehrer sind wohlgesinnt, aber ängstlich; … Nein, es war nur der alte Schuldiener, der sich für die Früchte der europäischen Aufklärung einsetzte. Allein, verlassen in seinem öden Gebäude, elend und kläglich mit seinen sechzig Jahren, vollgepfropft mit Schulweisheit; … dieser alte Diener … ergriff eine Pistole und beschloss auf die Jungen zu schießen, auf die Schüler seiner Schule, die, statt sich mit Schönschreiben und Religion zu beschäftigen, an den Straßenunruhen teilnahmen. Ein Klopfen gegen die Tür. Der Schuldiener duckt sich nieder. Es klopft noch einmal, dann fährt die Tür aus den Angeln, denn V. wurde ärgerlich. Da erhebt der alte Mann, pathetisch wie das Schillerdenkmal, den Arm, drückt gegen die breite Brust des Arbeiters ab und – schießt vorbei. In diesem Augenblick nahm das Pathetische ein schnelles Ende. Der Diener schlüpft auf die Treppe hinaus. X. (=Fiete Schulze) läuft ihm nach. Der Diener hüpft trotz des Revolvers in seiner Hand, über die Stufe und brüllt, dass man es im ganzen Hause hört. „Altes verrücktes Karnickel! Trägst der Wissenschaft die Nachttöpfe nach! Wozu bist du bloß auf der Welt?“ Und X. nahm Onkel Paulus den Revolver ab. Der Alte weinte bitterlich… X. gab ihm einen Klaps und verzieh ihm. Es war sogar so: X. hielt den Alten und seine unglückselige Waffe in der einen Hand und wischte sich lachend und fürchterlich fluchend den Pulverdampf von dem durch den Schuss versengten Gesicht. Paulchen sah sich gezwungen, trotz aller Tränen sein altes, geschundenes Parteibuch zu zerreißen.“

Dieses Parteibuch, dessen Zerreißung durch den Schuldiener ebenso wie die historische Wahrheit vieler anderer Details dieser Passage dahinsteht, war jedenfalls eines der SPD, deren Schiffbeker Ortsverein den einzigen Bürger der Gemeinde, der aktiv gegen die Aufständischen vorgegangen war, dadurch ehrte, dass er Eisenblätter auf Platz eins seiner Kandidatenliste zur nächsten Gemeindewahl im Mai 1924 setzte.

Zum Zeitpunkt der Festnahme des Schuldieners saßen die in aller Frühe aus ihren Wohnungen geholten Vorstandsmitglieder seiner Partei bereits im Spritzenhaus, unter ihnen auch der Amtsvorsteher Heinrich Klink und der Ortsvorsteher der Gewerkschaft, Krüger. Der „Vorstand der Vereinigung Republik“, von dessen Verhaftung in Schiffbek das Hamburger Echo am gleichen Tag berichtete, wird der sozialdemokratische Leiter des Heimatschutzes, Neubacher gewesen sein. Auf Drängen ihrer Parteigenossen wurden die führenden Schiffbeker Sozialdemokraten zwar bald wieder freigelassen, aber weiter unter Beobachtung gehalten. Klink gab später an, er habe Mehl an die Bevölkerung verteilen lassen und seine Beamten, die mittlerweile zum Dienst erschienen waren, veranlasst, sich zurückzuziehen. Dennoch blieben die Gemeindebeamten in ihren Amtsstuben. Der ebenfalls nur kurzfristig inhaftierte Gemeindediener Schmidt befasste sich mit der Verteilung der Lebensmittel. Dem Amtssekretär und dem Steuervollzieher hatte man schon am Morgen je eine Pistole abgenommen, letzterer war außerdem ins Polizeigefängnis verbracht worden.