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Die Entwicklung der Schiffbeker Feldmark ab 1900

(Der folgende Text ist das erste Ergebnis unserer seit zwei Jahren laufenden Forschungen über die Siedlungen am Schiffbeker Weg. Im Rahmen dieser Arbeiten haben wir 12 Interviews mit etwa 40 Bewohner geführt, die gegenwärtig dank einer Mittelzuteilung aus den Kulturetat des Bezirksamtes Hamburg-Mitte verschriftlicht werden. Neben der mündlichen Überlieferung stützt sich dieser Text auf Publikationen, die aus den Siedlungen oder von den dort angesiedelten Institutionen stammen. Sollten sich in den Text Fehler eingeschlichen haben oder Sie noch interessante Ergänzungen, Fotografien oder Dokumente haben, so teilen sie uns dies bitte mit. Das Ziel des Projekts ist die Erstellung einer Ausstellung und die Veröffentlichung einer umfassenden Geschichte der Siedlungen am Schiffbeker Weg.)
Die Schiffbeker Feldmark erstreckte sich im Norden des Dorfes beiderseits des heutigen Schiffbeker Weg bis zur Jenfelder Grenze. In diesem Text wird jedoch das Gebiet bis zur heutigen Autobahntrasse hinzugenommen, da es ab Mitte des 20. Jahrhunderts unter städtebaulichen Gesichtspunkten mit der Schiffbeker Feldmark eine Einheit bildet.
Anfang des 20. Jahrhunderts endete die Bebauung Schiffbeks mit ihren Ausläufern - darunter mehrere Sportplätze - ungefähr auf Höhe der heutigen U-Bahntrasse. 1913 hatte die Billbrooker Zinkhütte am heutigen Gothaer Weg begonnen, eine Arbeiterkolonie mit 50-60 Doppelhäusern zu errichten, von denen infolge des Ersten Weltkriegs aber nur drei fertiggestellt wurden. Bei diesen Zinkhäusern endete die Pflasterung des Schiffbeker Wegs, der damals noch Rahlstedter Weg hieß; danach begann ein sandiger Feldweg.
Schon vor dem Ersten Weltkrieg hatten mehrere Koppeln entlang des Rahlstedter Wegs den Besitzer gewechselt, z.T. war dabei wohl auch Bodenspekulation mit im Spiel angesichts der Entwicklung, die Schiffbek in der damaligen Zeit genommen hatte. Ab den 1920er Jahren setzte dann allmählich auch jenseits der Zinkhäuser die Bebauung ein. Den Anfang machte 1921 die „Gemeinnützige Eigenheim-Siedlungs- und Wirtschafts-Genossenschaft der Kriegsopfer e.G.m.b.H“. Sie erwarb im Bereich der heutige Ihlestraße, des Julius-Campe-Wegs und der Schiffbeker Höhe mehrere Koppeln und rief die „Siedlungsgenossenschaft Schiffbeker Höhe“ ins Leben. Der von ihr vorgelegte Bebauungsplan sah zwischen Legienstraße und Öjendorfer Weg eine weitläufige, einheitlich gestaltete Einzel- und Doppelhausbebauung vor. Die Genossenschaftmitglieder konnten Grundstücke von 1000 qm bis 2500 qm erwerben und verpflichteten sich, den berühmten Architekten Fritz Höger, von dem unter anderem das Chilehaus stammt, mit dem Entwurf zu beauftragen. Tatsächlich wurden zunächst überwiegend Gartenlauben errichtet. Erst Anfang der 1930er Jahre entstanden zumindest im heutigen Julis-Campe-Weg zahlreiche massive Einzel- und Doppelhäuser;  die Schiffbeker Höhe wurde nur sporadisch bebaut, der Bereich der Ihlestraße noch gar nicht. Vielfach wurden die Häuser in Eigenleistung gebaut; dass die Entwürfe wirklich von Höger stammen, konnte bisher nicht nachgewiesen werden. 
Weiter oben am Rahlstedter Weg hatte die evangelische Kirchengemeinde zu Schiffbek eine Koppel zur Anlage eines Friedhofs gekauft; 1926 erfolgte hier die erste Beisetzung. 1921 erwarb die „Gemeinnützige Kleingartengenossenschaft zu Hamburg e.G.m.b.H.“ die beiden angrenzenen Koppeln und gründete einen Kleingartenverein. Nachdem sich dieser 1927 in Auflösung befunden hatte, wurde er als Verein „Heimgärten am Rahlstedter Weg e.V.“ neu gegründet. Bereits 1923 waren hier erste Wohnlauben errichtet worden, wobei es sich schwierig gestaltete, eine Wohngenehmigung zu bekommen. 1930 erhielt die Siedlung Anschluss an die Schiffbeker Wasserversorgung, 1931 wurde die südliche Koppel an das Stromnetz angeschlossen. 1935 folgte der Ausbau der Straßen. Der heutige Julius-Campe-Weg und die Schiffbeker Höhe waren bereits 1928 ausgebaut worden und verfügten seitdem über Gehsteige und Fahrbahnen mit Grandbelag.
Weitere Kleingartenkolonien entstanden in den 1920er und 1930er Jahren auf der rechten Seite des Rahlstedter Weges auf der Goldkoppel zwischen den Siedlungsgemeinschaften Schiffbeker Höhe und Heimgärten sowie  auf der Rehkoppel unmittelbar an der Grenze nach Jenfeld, auf der linken Seite des Rahlstedter Weges zwischen der Bebauung am heutigen Kuriergang im Süden und dem heutigen Kattensteert im Norden. 1940 pachtete dann der Kleingartenverein von der Horner Geest auf einem Acker beim Schiffbeker Moor, den zuvor die Stadt Hamburg von einem Öjendorfer Bauern erworben hatte, die „Dauerkolonie am Rahlstedter Weg“, die sich nur drei Jahre später selbständig machte und 1978 in „Siedlung am Schiffbeker Moor e.V.“ umbenannt wurde.
Nördlich schloss sich bis zur Autobahn ein Gelände an, das zwar 1938 vom Stadtplanungsamt ebenfalls als Dauerkleingartenland ausgewiesen worden war, doch zugleich seit 1935 von der Fliegerortsgruppe Wandsbek als Segelfluggelände genutzt wurde. Nachdem der Konflikt zwischen Kleingärtnern und Segelfliegern eskaliert war, entschied der Hamburger Reichsstatthalter Karl Kaufmann, dass das Gelände bis zum Ende des Krieges von den Segelfliegern genutzt werden solle, da dies der Ausbildung von Piloten diene, und anschließend in Kleingärten umgewandelt werden solle.
Zwischen all den Siedlungen und Kleingartenkolonien gab es aber bis in die 1940er Jahre hinein auch noch zahlreiche Weiden und Felder. So wurde nördlich des heutigen Kattensteert Getreide angebaut, über den seit Ende der 1930er Jahren bis zum Fuchsbergredder asphaltierten Rahlstedter Weg zogen morgens und abends die Kuhherden der Schiffbeker Bauern und auf dem Segelflugplatz weidete eine Herde mit 300 Schafen.
Das Schiffbeker Moor war in den Sommermonaten ein beliebtes Ziel für Badeausflügler; in den Wintermonaten nutze man es zum Eislaufen. Südlich schlossen sich seit 1932 mehrere Sportplätze der Hamburger Turnerschaft von 1816 an, zu denen auch eine eigene Badestelle gehörte: das sogenannte Turnermoor. Ganz malerisch präsentierte sich auf der östlichen Seite der Jenfelder Bach: Viele Grundstücke verfügten hier über kleine Stege, man sprach auch von „Klein Holland“. Mitunter konnte man mit bloßen Händen Aale fangen. Seit den 1920er Jahren verliefen schließlich über den heutigen Kattensteert und die Schiffbeker Höhe die Gleise einer kleinen Transportbahn, mit der man vom Gelände des heutigen Öjendorfer Parks für Aufhöhungsarbeiten Sand in die Horner Marsch brachte.
Die Kleingärtner der Schiffbeker Feldmark wohnten entweder in Schiffbek selbst oder aber in den angrenzenden Hamburger Stadtteilen, insbesondere in Horn und Hamm, teils aber auch weiter entfernt, etwa in St. Pauli oder gar in Harburg. In den Sommermonaten kamen sie dann abends und am Wochenende zu Fuß oder mit dem Fahrrad heraus und betrieben in ihren Parzellen Gartenbau. Für Transporte nutzte man neben dem Fahrrad Blockwagen oder Schott‘sche Karren. Und auch die Siedler mit Dauerwohnsitzen in den Siedlungsgemeinschaften Schiffbeker Höhe und Heimgärten, die über große Grundstücke verfügten, betrieben viel Obst- und Gemüseanbau. Vielfach hielten sich die Kleingärtner und Siedler zudem Tiere: Hühner, Enten, Gänse, Schafe, Ziegen, Kaninchen, Schweine - all das war vertreten. Zum Schutz vor Dieben waren die Kleingartenkolonien und die Heimgärten von hohen Zäunen umfasst,  der heutige Julius-Campe-Weg verfügte am Rahlstedter Weg über eine Schranke. Mitunter stellte man zur Erntezeit zudem Wachen auf. Teils verfügten sie über polizeiliche Befugnisse und waren mit Gewehren bewaffnet.
Die Kleingärten verfügten weder über fließendes Wasser noch über Strom. Für die Wasserversorgung gab es gewöhnlich einen zentralen Pumpenplatz. Für den Wassertransport konstruierten die Kleingärtner zum Teil spezielle Fahrzeuge. In der Siedlung Heimgärten bestanden die Pumpenwege noch bis 1986.
Sowohl die Heimgärten als auch die Goldkoppel verfügten zudem über ein Gemeinschaftshaus. In den Heimgärten diente es zum einen als Schuppen für gemeinschaftliche Gerätschaften. Zum anderen wurde hier von einem Pächter ein kleiner Laden betrieben, in dem man Sämereien, Gerätschaften und Baumaterialien erwerben konnte. Auf der Goldkoppel handelte es sich um einen Raum für Versammlungen, Feiern und andere gemeinschaftliche Veranstaltungen. In den Heimgärten nutze man den vor dem Gemeinschaftshaus gelegenen Lindenplatz für Zusammenkünfte. Die beiden Gemeinschaftshäuser bestanden bis in die 1970er bzw. 1980er Jahre. Dann wurden die Grundstücke verkauft und neu bebaut.
Für die Versorgung mit dem Nötigsten gab es seit 1931 an der Ecke Rahlstedter Weg/Schiffbeker Höhe das Lebensmittelgeschäft von Blum, zu dem sich bald die Kohlenhandlung Siemer gesellte. Ein weiteren kleiner Krämerladen sowie eine Schlachterei bestanden am Rahlstedter Weg an der Einmündung des heutigen Pitersenstiegs. Zur Einkehr lud die unmittelbar vor dem Friedhof gelegene Gaststätte Krannich. Hier konnte man auch telefonieren und das Bier mit der Milchkanne mit nach Hause nehmen.
Das Gemeinschaftsleben spielte eine große Rolle. Viele Arbeiten wurden gemeinsam bewerkstelligt, in den Heimgärten beispielsweise das Verlegen der Wasserleitungen und die Anlage einer Straßenbeleuchtung, Nachbarschaftshilfe wurde groß geschrieben, und es wurde viel gemeinsam gefeiert. 1930 veranstalteten die Heimgärten ein erstes Kinderfest: Tagsüber gab es einen Umzug mit geschmückten Blockwagen, abends wurde in der mit Lampions geschmückten Siedlung getanzt. Legendär sollen auch die gemeinschaftlichen Feste der Kleingartenkolonien Goldkoppel und Rehkoppel sein.
Der Zweite Weltkrieg brachte dann auch für die Siedlungen und Kleingärten am Rahlstedter Weg dramatische Veränderungen mit sich. Viele Kleingärtner verloren in den Bombennächten vom Juli 1943 ihre Wohnungen, siedelten nun dauerhaft in ihre Kleingärten über und machten diese notdürftig winterfest. Die Dauerkolonie am Rahlstedter Weg wurde um eine Koppel nördlich der heutigen Manshardtstraße erweitert, auf der man sogenannte Finn- bzw. Leyhäuser errichtete. Diese bestanden aus vorgefertigten Holzbauteilen, die man zu Behelfsheimen für Ausgebombte zusammenfügte. 1944 erhielt diese Siedlung dann auch endlich Anschluss an das Stromnetz.
Doch auch hier, am dünn besiedelten Rand der Großstadt, waren die Menschen nicht sicher. Schon im Juli 1943 waren allein auf die Siedlung Heimgärten 21 Sprengbomben niedergegangen. Nach einem weiteren schweren Angriff am Vormittag des 4. November 1944 wurden entlang des Rahlstedter Wegs angeblich 700 Bombenkrater gezählt. Alle Siedlungen und Gartenkolonien wurden getroffen, jede hatte Opfer zu beklagen.
Während die Bewohner der Siedlung Schiffbeker Höhe noch Keller in ihren Häusern hatten, die sie sich zu Schutzräumen ausbauen konnten, oder zum Rundbunker unter dem Billstedter Marktplatz fliehen konnten, blieb den Bewohnern der Gartenkolonien nur, in behelfsmäßig hergerichteten Splitterschutzgräben Zuflucht zu suchen. Aber auch die Schutzräume in den Kellern boten keine absolute Sicherheit: Im Masurenweg verlor beispielsweise eine Familie durch einen Bombentreffer zwei Kinder.
Allein auf dem Abschnitt des Rahlstedter Wegs zwischen dem heutigen Julius-Campe-Weg (damals Horst-Wessel-Straße) und der Schiffbeker Höhe gingen bei dem Angriff vom 4. November 1944 sieben oder acht Sprengbomben nieder. Das Blum’sche Kaufhaus wurde völlig zerstört, das Eckgebäude zur Horst-Wessel-Straße stürzte teilweise ein, vier weitere brannten dort vollständig aus, eines erlitt zudem einen Brandteilschaden und büßte durch die Druckwelle einen Großteil der Dachpfannen sowie sämtliche Fensterscheiben ein. Das Dach wurde notdürftig mit Brettern und Dachpappe abgedichtet. Aber das Regenwasser lief dennoch durch das gesamte Haus.
Grund für das schwere Bombardement war eine große Flakstellung, die während des Krieges auf der linken Seite des Rahlstedter Wegs zwischen der heutigen Straße Kattensteert und dem Schiffbeker Friedhof angelegt worden war. An jedem Knick zwischen den dort gelegenen Feldern stand schließlich ein Geschütz, gegenüber vom Friedhof gab es eine Baracke für die Mannschaften.
Ferner war während des Krieges nördlich der Autobahn auf der rechten Seite des heutigen Schiffbeker Wegs eine Flakscheinwerfer-Batterie aufgestellt worden; am Ende der Schiffbeker Höhe ließ man einen Fesselballon starten, der mit vielen anderen zusammen einen Ring um Hamburg bildete. Einmal stürzte ein alliiertes Flugzeug im Bereich des Kattensteerts ab, wobei die Besatzung zu Tode kam. Ein anderes Mal gelang einem deutschen Jagdflugzeug die Notlandung auf dem Rahlstedter Weg.
Und auch für das menschliche Miteinander in den Siedlungen wurde die NS-Zeit mitunter zu einer schweren Belastung. Während auf der Goldkoppel ausschließlich Sozialdemokraten siedelten und folglich in der Ablehnung des NS-Regimes einig waren, wohnten im heutigen Julius-Campe-Weg Anhänger und Gegner der Nationalsozialisten Tür an Tür. Schon in der Endzeit der Weimarer Republik war auf einen hier wohnenden Nationalsozialisten geschossen worden. Später fürchtete ein Mädchen großen Ärger, weil es nicht zu den BDM-Terminen im Jugendheim an der heutigen Billstedter Hauptstraße ging, und sein Vater machte immer Kontrollgänge um das Haus, bevor er englische Radiosender hörte. Ein anderer Anwohner war gar einige Zeit im Konzentrationslager inhaftiert, während ein weiterer dort zu den Wachmannschaften gehörte. Und selbst als der Krieg schon längst verloren war, forderte eine glühende Nationalsozialistin angeblich gar, Frauen und Kinder sollten sich den vorrückenden englischen Truppen entgegenwerfen. Als dann am 5. Mai 1945 nach der kampflosen Übergabe Hamburgs englische Panzer und Militärfahrzeuge von Öjendorf kommend ausgerechnet durch ihre Straße in Richtung Horn fuhren, wird sie vermutlich genauso ängstlich wie ihre Nachbarn an der Hecke oder aber hinter der Gardine gestanden haben.
Schon während des Krieges hatten die Menschen, die nun dauerhaft in den Kleingärten lebten, ihre Gartenlauben mit großer Improvisationskunst ausgebaut. Die Holzbauten wurden mit Steinmauern umfasst, weitere Räume hinzugefügt, die vielfach gerade groß genug waren, um eine Bettstelle aufzunehmen, Dächer mitunter mit Stoff von einem Fesselballon, der auf dem Rahlstedter Weg niedergegangen war, abgedichtet. Weit verbreitet war das „Modell D-Zug“: ein langer Gang von dem zu einer Seite mehrere Räume abzweigten.
Nach Kriegsende ging der Ausbau weiter. Ein großes Problem blieb die Materialbeschaffung.  Die nun nicht mehr benötigten Militärbauten sowie das Kriegsgerät der Engländer, das im großen Umfang auf der Autobahn nach Lübeck abgestellt worden war, wurden ausgeschlachtet. Mit einem Erlaubnisschein durfte man in den Trümmern Steine klopfen gehen. Von einem Siedler von der Horner Geest ist gar überliefert, dass er sich Bretter und anderes Baumaterial aus dem Rheinland schicken ließ, nachdem zuvor der Bedarf ganz akribisch berechnet worden war.
Hinzu kamen die Versorgungsengpässe mit Lebensmitteln und Brennmaterial. Mitunter musste man trotz Bezugsschein die ganze Nacht für Pferdefleisch anstehen, ohne die Gewissheit zu haben, am Ende auch etwas zu bekommen. Nach der Kartoffelernte suchte man die von den Bauern freigegebenen Felder nach zurückgebliebenen Knollen ab. Und an den Wochenenden unternahm man Hamsterfahren ins Umland. Brennmaterial beschaffte man sich entweder beim Plündern der nächtlich nach Hamburg einfahrenden Kohlenzüge oder durch das illegale Abholzen öffentlicher Baumbestände. Das im Aufbau befindliche Gelände des heutigen Friedhofs Öjendorf war dabei ebenso betroffen wie die Pappelreihe, die den Rahlstedter Weg säumte. Fiel dort wieder mal ein Baum, kam es oft vor, dass die überirdisch verlegte Stromleitung in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Mit dem Ende des Krieges wurde auch wieder die Frage nach der Nutzung des Segelflugplatzes virulent. Im Oktober 1945 wurde ein Plan vorgestellt, der Kleingartennutzung mit 438 Parzellen zu 400 bis 500 qm vorsah. Wenig später folgte ein erster Vorstoß in Richtung Kleinsiedlung. Er sah vor, dass die Hälfte der Parzellen mit Behelfsheimen bebaut werden sollte, die später zu Dauerwohnhäusern ausgebaut werden könnten. Während von einer Seite mehrere gewichtige Argumente dagegen ins Feld geführt wurden - der hohe Grundwasserspiegel, Schwierigkeiten bei der Wasserversorgung, die große Entfernung zu vorhandener Bebauung, die schlechten Zufahrtverhältnisse -, vertrat eine andere Stelle die Auffassung, das angesichts der gegenwärtigen Notlage der Bau von Behelfsheimen nicht unterbunden werden könne. Allerdings sollte er unter strengen Auflagen erfolgen: Unterkellerungen müssten verboten werden, es müsste enge Vorgaben hinsichtlich Höhe und Größe geben, und die Einhaltung dieser Vorschriften müsste genau kontrolliert werden. Später kamen die ausreichende Vorbereitung der Wege und die Einschaltung eines leistungsfähigen Bauträgers als Anforderungen hinzu. Durch letzteres wollte man sicherstellen, dass nur vernünftige Bauten in einheitlichem Charakter und einheitlichem Material entstehen.
Organisatorisch wurde das ehemalige Segelfluggelände zunächst der „Dauerkolonie am Rahlstedter Weg“ zugeordnet. 1948 war das Areal noch in 880 Parzellen aufgeteilt, die von 111 Familien mit etwa 450 Personen bewohnt wurden. Anfang 1949 beschloss die Generalversammlung des Kleingartenvereins dann die Umwandlung in eine Siedlung. Wenig später wurde die gemeinnützige Wohnungsgesellschaft Nordmark GmbH mit der Trägerschaft betraut, an deren Stelle dann jedoch wenig später die Nordwestdeutsche Siedlungsgesellschaft mbH trat. Man entwickelte gemäß den Vorgaben der Baubehörde einen Siedlungstyp und wandelte das Gelände in 400 Erbpachtstellen mit 700 bis 900 qm um. Es wurden Straßendämme geschüttet, und bereits im November 1949 konnten die ersten 60 Häuser bezogen werden. Grundsätzlich waren die Bauten so ausgelegt, dass der Ausbau des Dachgeschosses in Selbsthilfe erfolgen sollte. Das größte Zimmer im Erdgeschoss war 12 qm groß. Die Wasserversorgung erfolgte anfangs über gemeinschaftlich genutzte Schwengelpumpen. Erst Anfang der 1950er Jahre erhielt die Siedlung Anschluss an das Leitungsnetz, wobei die 1,50 m tiefen Aufgrabungen von den Siedlern selbst erbracht wurden. Zur Ausstattung der Häuser gehörten 4 Hühner sowie ein Hahn, zehn Obstbäume, Johannes- und Stachelbeersträucher, Heckenpflanzen, eine Holz-Gartenpforte, eine Schiebkarre, Spaten, Harke, Forke, Baumaterial für einen Hühnerstall und ein Bauplan für einen in Selbsthilfe zu errichtenden Schuppen. Außerdem musste ein Familienmitglied an einem Kurs für Gemüseanbau, Kleintierhaltung und Gartenpflege teilnehmen.
1949 waren von den 400 Erbpachtstellen 172 an Familien mit insgesamt 580 Personen vergeben, 1950 waren es 322 mit 1200 Personen, 1951 392 mit 1500 Personen, 1954 398 mit 1800 Personen und schließlich 1958 400 mit 1900 Personen. Bereits im Jahre 1953 war die einvernehmliche Trennung von der „Dauerkolonie am Rahlstedter Weg“ erfolgt - 700 Parteien waren einfach zu viel. Nach dem ursprünglichen Besitzer des Geländes nannte man sich „Siedlung am Holstenhof e.V.“, 1987 erfolgte in Anlehnung an die mittlerweile vergebenen Straßennamen die Umbenennung in „Märchensiedlung am Holstenhof e.V.“.  1954 erhielt die Siedlung eine Straßenbeleuchtung mit insgesamt 56 Laternen, deren Betrieb man im Umlageverfahren finanzierte. Der Ausbau der Straßen wurde in Eigenleistung erbracht. Jeden Sonntag von 8-12 Uhr traf man sich zur Gemeinschaftarbeit. Wer nicht erschien, musste 1 Mark pro Stunde in die Pflasterkasse zahlen. 1956 waren schließlich alle Straßen geschottert. In den Häusern hatte man unterdessen meist um die Wasserstelle ein Badezimmer errichtet und die Trockentoilette durch ein Spülklosett ersetzt. Die Abwässer sammelte man in Sickergruben, die regelmäßig von einem Privatunternehmen geleert wurden.
1950 hatte man außerdem begonnen, das Gelände der ehemaligen Flakstellung zu bebauen. Bauträger war hier ebenfalls die Nordwestdeutsche Siedlungsgesellschaft. Im südlichen Bereich errichtete man Mietwohnungen: Am Schiffbeker Weg, der Legienstraße und der zentral gelegenen Querstraße Seeschwalbentwiete zweigeschossige Blocks, ansonsten zahlreiche lange, eingeschossige Reihenhauszeilen mit Ost-West-Ausrichtung. Gleichwohl die Reihenhäuser sehr klein waren, verfügten sie jeweils über zwei Wohneinheiten: Eine Partei wohnte im Erdgeschoss, die andere in dem winzigen Dachgeschoss. Die Toilette im Erdgeschoss wurde gemeinschaftlich genutzt. Ferner gehörten zu den Häusern recht große Gärten - auch hier wollte man die Möglichkeit zur Selbstversorgung bieten.
Nördlich schloss sich ein Gebiet mit Reihenhäusern und Doppelhäusern an, die Reihenhäuser im äußeren Bereich an Schiffbeker Weg und Legienstraße, die Doppelhäuser dazwischen. Auch diese Häuser waren eingeschossig mit Giebeldach und klein dimensioniert: Im Erdgeschoss befanden sich die Wohnküche und ein Zimmer von jeweils etwa 13 qm, im Dachgeschoss zwei weitere Kammern. Sowohl die Reihen- als auch die Doppelhäuser verfügten zudem über einen nur halb eingegrabenen Keller mit Waschküche und ebenfalls über recht große Grundstücke. Wie in der Märchensiedlung handelte es sich um sogenannte Reichsheimstätten auf Erbpachtgrundstücken, die von jungen Paaren mit Kindern bzw. Kinderwunsch und kleinem Einkommen erworben werden konnten. Durch Eigenleistung, etwa beim Ausheben der Kellergrube, konnte man den Kaufpreis verringern. Den gesamten linksseitigen Bereich des Schiffbeker Wegs zwischen Kattensteeert und dem Schiffbeker Friedhof bezeichnet man heute aufgrund der Straßenamen als „Vogelsiedlung“.
Und auch in den Siedlungsgemeinschaften und Gartenkolonien, die vor dem Zweiten Weltkrieg gegründet worden waren, trieb man - sofern dies genehmigt wurde - die Schaffung von soliden Dauerwohnungen voran. Auf der Rehkoppel musste man sich dabei zunächst darum bemühen, durch Zusammenlegung von Parzellen Grundstücke zu schaffen, die der Mindestgröße für eine Siedlerstelle entsprachen. Die „Dauerkolonie am Rahlstedter Weg“ war 1953 bereits zu 80% ausgebaut, die Siedlungsgenossenschaft Schiffbeker Höhe hatte sich gar schon im Jahr 1951 aufgelöst.
Schwieriger gestaltete sich die Bebauung auf der Goldkoppel und dem linksseitigen Gelände des Schiffbeker Wegs südlich des Kattensteert. Letzteres, das ja unmittelbar an die bestehende Bebauung Schiffbeks angrenzte, sollte enger bebaut werden. Anfang der 1960er Jahre räumte man schließlich die Kleingärten bis auf wenige solide Häuser, die schon während des Krieges oder aber in der unmittelbaren Nachkriegszeit errichtet worden waren, ab und begann mit der Errichtung mehrgeschossiger Mietshäuser sowie des Hochhauses an der Ecke Schiffbeker Weg/Kattensteert. Gleichfalls geräumt wurden in dieser Zeit die Kleingärten auf der Horner Geest. Ab 1962 entstand dort die Großsiedlung Dannerallee mit mehreren massiven Hochhäusern und insgesamt 5000 Wohnungen.
Die Goldkoppel war unterdessen als Gelände für ein Krankenhaus vorgesehen, und erst, nachdem sich dieses Vorhaben zerschlagen hatte, erging 1976 die Genehmigung für eine Einzelhausbebauung. 1980 folgte die Übertragung auf Einzelgrundstücke, 1981 die Auflösung des Kleingartenvereins und 1993 schließlich die Auflösung der Übergangsgesellschaft. Da die Wegeführung und der Zuschnitt der Grundstücke des Kleingartenvereins beibehalten wurden, sind die bauliche sowie die Straßensituation recht eng und verwinkelt.
Bereits 1956 war das Gelände zwischen den nördlichen Heimgärten und der Rehkoppel mit der sogenannten „Ostpreußensiedlung“ bebaut worden. Hierbei handelt es sich um Einzel- und Doppelhäuser, die ebenfalls von der Nordwestdeutschen Siedlungsgesellschaft errichtet wurden. Voraussetzung für den Erwerb eines der Häuser war, dass die Familie vor 1945 einen landwirtschaftlichen Betrieb besessen hat. Hierdurch waren es viele Vertiebene bzw. Flüchtlinge aus den Ostgebieten, die sich dort niederließen, was den Namen der Siedlung erklärt.
Möglicherweise hatte sich dieses Areal ursprünglich im Besitz einer jüdischen Familie befunden; einer Anwohnerin war die Bezeichnung „Judenkoppel“ geläufig. Während der NS-Zeit hat die Wehrmacht hier angeblich Übungen durchgeführt. Die Goldkoppel gehörte übrigens bis zur Übertragung auf Einzelgrundstücke ebenfalls einer jüdischen Familie, die nach New York emigrierte. Eventuell leitet sich vom Namen dieser Familie die an sich ja recht ungewöhnliche Bezeichnung der Koppel her.
Ab 1964 wurde östlich des Öjendorfer Wegs die sogenannte „Bullensiedlung“ errichtet, ab 1970 entstand auf der rechten Seite des Schiffbeker Wegs gegenüber der Märchensiedlung, auf einen Gelände, das bis dahin noch landwirtschaftlich genutzt worden war, die Siedlung Dringsheide. Bei beiden Projekten handelte es sich um Großsiedlungen mit zahlreichen viergeschossigen Blocks und mehreren Hochhäusern. Die Bullensiedlung umfasste 1500 Wohnungen, die Dringsheide 500. Damit war die Bebauung der ehemaligen Schiffbeker Feldmark weitgehend abgeschlossen.
Ergänzt wurde die Wohnbebauung durch zahlreiche soziale Einrichtungen. Bereits im Januar 1952 war inmitten der Vogelsiedlung die Schule Steinadlerweg eröffnet worden. Mit ihren zunächst 8 Klassenräumen brachte sie schon eine gewisse Entlastung für die Schiffbeker Volksschule an der Möllner Landstraße, in der vom Juli 1943 bis zum Herbst 1945 aufgrund des Krieges gar kein Unterricht stattgefunden hatte und wo jetzt mehr als 2000 Schüler im Doppelschichtbetrieb unterrichtet wurden. Im Oktober 1952 folgten 4 weitere Klassenräume, und nachdem anfangs nur Grundschüler unterrichtet worden waren, kamen jetzt auch Hauptschüler dazu. Zum Teil kamen die Schüler auch aus Jenfeld, insbesondere aus der unmittelbar angrenzenden Märchensiedlung. 1954 wurden ein Fachraumgebäude sowie die Schulküche fertig gestellt, 1956 die Turnhalle (als eine der ersten acht nach Kriegsende), 1958 der sogenannte „Achtklassentrakt“ mit Bücherei, Handarbeitsraum und Musikpavillon, 1959 die Pausenhalle und schließlich 1961 die Aula sowie das Lehrschwimmbecken als erstes von insgesamt neun in der Hansestadt. Mit der Bullensiedlung kam Ende der 1960er Jahre die Grundschule Archenholzstraße hinzu, mit der Großsiedlung Dringsheide Anfang der 1970er Jahre der Schulstandort Fuchsbergredder.
Die Anfänge einer eigenständigen kirchlichen Entwicklung des Billstedter Nordens fallen ebenfalls in das Jahr 1952. Zunächst wurde ein Bezirkskirchenvorstand für den Bezirk Schiffbek II eingesetzt. Drei Jahre später folgte die Gründung der Kirchengemeinde Nordbillstedt sowie die Einweihung des Gemeindehauses am Sturmvogelweg. Bis dahin war der Konfirmandenunterricht in der Kapelle auf dem Schiffbeker Friedhof abgehalten worden. 1960 beschloss der Kirchenvorstand dann den Bau einer Kirche, 1963 konnte die gleichfalls am Sturmvogelweg gelegene Rimbert-Kirche eingeweiht werden. Zu dieser Zeit zählte die Gemeinde bereits etwa 7000 Mitglieder. Weitere 2000 kamen mit dem Bau der Großsiedlung Dringsheide hinzu. Für sie wurde 1973 in der Siedlung ein großzügiges Gemeindezentrum errichtet. Als der ab den 1980er Jahren in der Siedlung zunehmende Vandalismus 1995 in einem Brandanschlag gipfelte, beschloss die Kirchengemeinde, sich von der Einrichtung zu trennen. Das Gebäude wurde verpachtet, und dank der kräftiger finanzieller Hilfe der Stadt Hamburg konnte in den folgenden Jahren unter der Führung des Rauhen Hauses gemeinsam mit verschiedenen Initiativen ein Kinder- und Familienhilfezentrum aufgebaut werden. Infolge des Mitgliederschwundes fusionierte die Kirchengemeinde dann 1999 mit der benachbarten Phillipus-Gemeinde auf der Horner Geest. Einige Jahre später wurde der Kirchenstandort am Sturmvogelweg ganz aufgegeben, die Rimbert-Kirche abgebrochen und das Grundstück verkauft.
Aber auch in den Siedlungen aus den 1950er Jahren selbst waren größere Flächen für das Gemeinschaftsleben vorgesehen worden. In der Vogelsiedlung weitet sich die zentral gelegene Seeschwalbentwiete zu einem kleinen Platz, in der Mitte der Märchensiedlung befindet sich ein etwa 6000 qm großes Areal mit Fussballplatz, Spielplatz und einem Gemeinschaftshaus, und auch die Rehkoppel verfügte über einen eigenen Fussballplatz.
In der Vogelsiedlung eröffnete die Einkaufsgenossenschaft Produktion (PRO) an dem zentralen Platz in der Seeschwalbentwiete eine Verkaufsstelle. In der Märchensiedlung betrieb seit 1948 ein Anwohner in der Aschenputtelstraße ein Lebensmittelgeschäft mit Poststelle. Außerdem belieferten zwei Milchhändler und ein Brotwagen, der einmal pro Woche kam, die Siedlung. Blieb der kleine Lloyd-Transporter in einem der vielen Schlaglöcher stecken, konnten sich die Kinder aus der Siedlung mit dem Anschieben ein Brötchen verdienen. Ende der 1950er Jahre kam im Geißleinweg an zentraler Stelle auch hier eine Verkaufsstelle der PRO hinzu, die 1961 um eine Schlachterei erweitert, dann jedoch 1969 geschlossen wurde.
Daneben entwickelten sich die Einzelhandelsstandorte am Schiffbeker Weg zu kleinen Ladenzentren weiter. Bei dem wiederaufgebauten Geschäft von Blum bei der Schiffbeker Höhe gesellten sich in den 1950er Jahren der Friseur Paas, ein weiterer Lebensmittelladen, eine Bäckerei  und ein Bekleidungsgeschäft hinzu. Ende der 1960er Jahre wurde das Angebot auf der gegenüberliegenden Seite durch ein kleines eingeschossiges Einkaufszentrum ergänzt, in das unter anderem die PRO von der Seeschwalbentwiete übersiedelte.
Zu den Geschäften beim Pitersenstieg war unterdessen Anfang der 1950er Jahre auf der linken Seite des Schiffbeker Wegs eine kleine Ladenzeile aus mehreren Behelfsbauten hinzugekommen. Neben einem Fischgeschäft gab es hier nun auch einen Gemüsehändler, eine Milchhandlung, ein Geschäft für Eisenwaren, eines für Tabak und Handarbeiten, eine Drogerie, eine Tischlerei und Holzhandlung und einen Kohlenhändler. Vielen Kindern aus den angrenzenden Siedlungen blieb vor allem der Tabakladen in Erinnerung, da es dort auch Süßigkeiten gab.
Die Bullensiedlung erhielt dann einen eigenen kleinen Supermarkt, die Dringsheide sogar ein kleines Ladenzentrum mit eingeschossigen Pavillons. Ab Beginn der 1990er Jahre war dieses zunehmend durch Leerstand und Vandalismus geprägt. Nach mehreren Besitzwechseln wurde es schließlich durch einen größeren Neubau mit einer Seniorenwohnanlage ersetzt. Doch auch so blieb die Vermietungssituation schwierig.
Die meisten in der Nachkriegszeit eröffneten Inhabergeschäfte, gerade aus dem Bereich des Lebensmitteleinzelhandels, schlossen ab Ende der 1960er Jahre, wenn der Betreiber das Rentenalter erreichte. Für die Nachfahren lohnte sich eine Übernahme des Geschäfts häufig nicht, da durch die aufkommenden Supermärkte die Konkurrenz zu groß wurde. Ausnahmen bilden das eine Lebensmittelgeschäft bei der Schiffbeker Höhe und das am Pitersenstieg. Letzteres hat sich allerdings allein auf den Vertrieb von Getränken verlegt. Das Geschäft von Blum wandelte sich mit der Zeit zu einer Metall- und Haushaltswarenhandlung, doch auch diese wurde vor einigen Jahren aufgegeben.
Heutzutage sind es meist Spezialgeschäfte, die das Einzelhandelsangebot am Schiffbeker Weg prägen. Zu nennen sind beispielsweise ein Geschäft für Berufskleidung, ein Matratzendiscounter, einen Computerhändler, ein Geschäft für Rollläden und Markisen, eines für Motorradzubehör und eines für Autoradios. Daneben gibt es Friseurgeschäfte, einige Restaurants und Lieferservices sowie mehrere Kneipen. Letztere spielten in den 1950er und 1960er Jahren im Leben der Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus den angrenzenden Siedlungen als Treffpunkt eine große Rolle. Hier traf man sich bei schlechtem Wetter zum Spielen im Hinterzimmer oder, um abends gemeinsam zum Tanzen zu fahren.
Bis weit in die 1960er Jahre hinein war der Gartenbau weit verbreitet. Rasenflächen waren in den Siedlungen regelrecht verpönt. Man zog Gemüse, pflanzte Kartoffeln und hatte zahlreiche Obstbäume und -sträucher. Daneben hielten sich viele Siedler auch jetzt noch Nutztiere. In der unmittelbaren Nachkriegszeit hatten sich einige von ihnen am Jenfelder Bach sogar in der Zucht von Bisamratten versucht. Wer sich mit dem Schlachten schwertat, ließ sich von einem Nachbarn mit weniger Skrupeln helfen. Für die Haltung von Schweinen galt: Wer einmal aussetzte, durfte nicht wieder beginnen. Einen Großteil der freien Zeit brachte man im Frühjahr, Sommer und Herbst mit der Gartenpflege sowie dem Einwecken zu. Die Ernte sowie das Schlachten waren jedes Mal ein großes Ereignis, zu dem häufig Angehörige zum Helfen kamen. Auch die Kinder waren meist kräftig in die Gartenpflege und die Versorgung der Tiere eingebunden.
Die Einbindung der Siedlung in die städtische Infrastruktur kam unterdessen nur langsam voran. Seit den 1950er Jahren stellte der Bus eines privaten Betreibers, der sogenannte Riek-Bus, der zwischen Billstedt und Jenfeld verkehrte, die Anbindung an die Straßenbahnlinien an der Rodigallee und am Anfang des Schiffbeker Wegs her; die Übernahme dieser Linie durch die Hamburger Hochbahn erfolgte erst Anfang der 1970er Jahre. Zum 1. April 1957 war unterdessen die städtische Müllabfuhr eingeführt worden. Bis dahin erledigte dies in der Märchensiedlung gegen Bezahlung ein Siedler, der Pferd und Wagen besaß. Andernorts kam ein Bauer mit seinem Gespann.
Der Julius-Campe-Weg war bereits 1952 im Zuge des Anschlusses an die Kanalisation asphaltiert worden. In der Märchensiedlung erhielten die Straßen 1963 eine Asphaltdecke. Mit dem Anschluss an die Kanalisation dauerte es hier dagegen deutlich länger: Erst nach massivem Drängen der Siedler wurde 1982 mit den Arbeiten begonnen, die sich dann noch über eineinhalb Jahre hinzogen. Ursprünglich war als frühestmöglicher Termin 1987/88 in Aussicht gestellt worden, und das, obwohl den Siedlern seit dem Bau der Siedlung Dringsheide infolge des dadurch verursachten Anstiegs des Grundwassers regelmäßig die Sickergruben überliefen. Hinsichtlich des Ausbaus der Straßen im Anschluss an die Arbeiten kam man mit der Stadt überein, den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen. Statt wie in der benachbarten Siedlung am Schiffbeker Moor, wo man die Straßen mit Gehwegen auf eine Breite von 9 Metern gebracht hatte, bleib es bei schmalen Fahrspuren ohne Bürgersteige und offenen Gräben an den Seiten. Auf diese Weise konnten die Siedler die anfallenden Kosten deutlich reduzieren. Doch auch so waren es immer noch mehr als 7000 DM pro Anlieger.
Gleichfalls 1982 wurden im Julius-Campe-Weg die bis dahin lediglich aus Grand bestehenden Bürgersteige mit Gehwegplatten belegt. Die Vogelsiedlung und die Heimgärten waren schon ab 1976 an die Kanalisation angeschlossen worden, wobei sich der nördlich des Friedhofs gelegene Teil der Heimgärten und die Vogelsiedlung ebenfalls aus Kostengründen für die Variante ohne Regenwassersiel, also weiterhin offene Gräben am Straßenrand, entschieden. Grund für diesen Ausbau war, dass damals von der Hamburger Stadtentwässung der Sammler-Ost fertiggestellt wurde.
Bereits 1969 waren in der Märchensiedlung die überirdischen Stromleitungen durch stärkere, unterirdisch verlegte ersetzt worden. 1973 wurde die Straßenbeleuchtung von Glühlampen auf Leuchtstoffröhren umgestellt, 1989 folgte dann die Ablösung durch moderne Peitschenlaternen.
Mitte der 1960er Jahre führte man die von Horn kommende Manshardtstraße bis zum Öjendorfer Friedhof weiter, der am 14. Juni 1966 eröffnet wurde, und trennte so die heutige Siedlung am Schiffbeker Moor in zwei Teile. Anfang der 1970er Jahre wurde die Schiffbeker Höhe durch die Glinder Straße bis zur Autobahnauffahrt Öjendorf verlängert und als Ausfallstraße ausgebaut.
Der Schiffbeker Weg selbst wurde ab 1975 auf vier Fahrspuren verbreitert und an die Autobahn angebunden. Bis dahin hatte er aus zwei asphaltierten Fahrspuren und einem befestigten Sandweg für Fußgänger und Radfahrer bestanden. Da er zuvor schon an seinem Südende durch die Moorfleeter Brücke an das Industriegebiet Billbrook angeschlossen worden war, stieg das Verkehrsaufkommen nun dramatisch an. Anwohner, die sich beim Kauf ihrer Häuser für den Schiffbeker Weg entschieden hatten, weil es hier weniger Verkehr gab als an der Legienstraße, bereuten jetzt ihre Entscheidung. Kinder, die an den Wochenenden noch auf dem Schiffbeker Weg Rollschuh gelaufen waren, mussten nun in die Nebenstraßen ausweichen. Und Menschen, die ihren Nachbarn von der gegenüberliegenden Straßenseite anfangs noch zugewinkt hatten, wenn sie sie sahen, gewöhnten sich das bald ab, da sie meist doch nicht wahrgenommen wurden.
Innerhalb der Siedlungen gibt es unterdessen zum Teil bis heute ein ausgeprägtes Gemeinschaftsleben. So wird in der Märchensiedlung alle zehn Jahre das Jubiläum der Gründung gefeiert. In den Heimgärten finanziert man alljährlich aus den Erträgen der Bundesschatzbriefe, in denen man einen Teil des Erlöses aus dem Verkauf des Lindenplatzes angelegt hat, eine gemeinsame Ausfahrt. Und auch bei den Gesprächen, auf denen dieser Text basiert, präsentierte sich eine lebendige Nachbarschaft mit einer hohen Identifikation mit ihrer Siedlung.